Bulimie

Fast ausschließlich unter Mädchen und Frauen verbreitet

Im Gegensatz zu Magersüchtigen sind bulimische Menschen äußerlich unauffällig und schlank. Die Erkrankung wird daher in der Regel erst sehr spät erkannt. Menschen mit Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht genannt, leiden meist unter zwei Extremzuständen. Entweder sie halten strikte Diät und essen fast gar nichts oder sie haben Heißhungerattacken, in denen sie sich mit Essen vollstopfen.

Die Heißhungerattacken treten bei bulimischen Menschen mindestens zweimal in der Woche, bei schwerer Bulimie aber auch mehrmals am Tag auf. Die Attacken können zwischen 15 Minuten und 4 Stunden andauern. Während dieser Fressattacken verlieren die Betroffenen die Kontrolle und essen, bis nichts mehr übrig bleibt.

Bevorzugt werden leicht verzehrbare und kalorienreiche Lebensmittel, die sonst streng gemieden werden. In so einem Anfall können bis zu 15.000 Kilokalorien (kcal) verzehrt werden. Zum Vergleich: Eine gesunde Frau benötigt pro Tag 2.200 kcal.

Aus Panik vor der Gewichtszunahme und aus Schuldgefühlen wegen des unkontrollierten Verhaltens erbrechen sich die Betroffenen nach den Fressattacken. Durch das Erbrechen glauben sie, ihre angestrebte Idealfigur zu behalten und gleichzeitig ihrem Essbedürfnis nachkommen zu können.

Außerdem werden Abführmittel oder Entwässerungstabletten eingenommen, um die Fressattacke ungeschehen zu machen. Andere Wege, das Idealgewicht zu erlangen, sind Diätphasen oder extremes Sporttreiben.

Nach den Fressattacken werden Bulimiker von schweren Schuldgefühlen und einem schlechten Gewissen geplagt. Sie schämen sich vor sich selbst für ihren Kontrollverlust. Da Essen für Essgestörte die Funktion hat Probleme, Ängste und Selbsthass zu kompensieren, führt das schlechte Gewissen nach einer Fressattacke schnell zu einem erneuten Fressanfall. Die Betroffenen geraten so in einen Teufelskreis, aus dem ein Ausstieg meist nur mit fremder Hilfe gelingt.

Ebenso wie Magersüchtige haben Bulimiekranke panische Angst davor zuzunehmen. In Krankengeschichten von Bulimikern finden sich häufig Phasen der Magersucht, die im Krankheitsverlauf auch wieder auftreten können. Die Grenzen zwischen Bulimie und Magersucht sind fließend.

Wer erkrankt und woran erkennt man das?
 

Im Gegensatz zur Magersucht sind von der Bulimie mehr Frauen als junge Mädchen betroffen. Das häufigste Erkrankungsalter für Bulimie liegt zwischen 20 Jahren und 30 Jahren. Der Anteil der Männer, die an Bulimie leiden, ist sehr gering.

Bulimiekranke sind in ihrem Verhalten und auch in ihrem Aussehen sehr unauffällig bzw. normal. Sie haben kein auffälliges Untergewicht. Sie sind normal schlank und fallen höchstens durch Gewichtsschwankungen, die durch die Fressattacken ausgelöst werden, auf. Der äußere Schein von Bulimikern ist perfekt und sie schaffen es sehr gut, die Essstörung zu verheimlichen.

In der Öffentlichkeit haben sie ein sehr kontrolliertes Essverhalten. Sie isolieren sich nicht, sondern nehmen weiterhin am gesellschaftlichen Leben teil und haben auch partnerschaftliche Beziehungen. Sie führen jedoch ein Doppelleben. Der perfekte Schein besteht nur äußerlich.

Bulimiker sind von Selbstekel und Schuldgefühlen geprägt. Sie haben das Gefühl, nicht normal zu sein und tun daher alles dafür, ihre Fressanfälle zu verheimlichen. Sie sind sich ihrer Erkrankung bewusst und haben panische Angst, dass sie jemand entdecken könnte.

Kennzeichnend für Bulimiker ist die übertriebene Beschäftigung mit der eigenen Figur und ein übertriebener Perfektionismus in allen Lebensbereichen. Eine soziale Isolierung kann auch bei Bulimikern auftreten, wenn die Fressattacken immer öfter stattfinden und der Betroffene sie nicht mehr verheimlichen kann. Durch den großen Konsum an Nahrungsmitteln und Medikamenten haben viele Bulimiekranke auch finanzielle Schwierigkeiten.

Gesundheitliche Folgen
 

Bulimie ist eine Erkrankung, bei der eine Reihe von gesundheitlichen Folgeschäden auftreten können.

Durch das ständige Erbrechen kommt es zur Schwellung der Speicheldrüsen, zu Rissen in der Speiseröhrenwand und zu Magenproblemen. Der ständige Kontakt mit der Magensäure schadet den Zähnen. Bulimiekranke leiden unter Mangelerscheinungen, da ihrem Körper auf Dauer eine Reihe von wichtigen Vitaminen fehlt. Auch Herzrhythmusstörungen und Kreislaufprobleme können auftreten

 Ja, auch die Seele leidet unter der ständigen körperlichen Belastung. Bulimiker sind von einem starken Selbsthass geprägt, da sie sich selbst nicht unter Kontrolle haben. Bulimie kann zu Depressionen und sogar Selbstmordgedanken führen.

 Achtung: Durch den häufigen Kontakt mit Medikamenten (Abführmittel, Appetitzügler) kann auch eine Medikamentenabhängigkeit entstehen.

Hilfe
 

Von Familie, Freunden und Bekannten wird die Bulimie in der Regel in einem sehr späten Stadium erkannt. Umso wichtiger ist die sofortige Hilfe, um die gesundheitlichen Folgeschäden so gering wie möglich zu halten. Bulimiekranke sind sich ihrer Erkrankung in der Regel bewusst, haben jedoch große Angst davor, sich anderen Menschen anzuvertrauen und sich auf Hilfe einzulassen. Wenn die Betroffenen eine Therapie verweigern, müssen Familie und Freunde sich zumindest an eine Beratungsstelle für Angehörige wenden. Die Erkrankung sollte aber in keinem Fall hingenommen, sondern immer wieder angesprochen werden. Bulimie ist eine psychosomatische Erkrankung, bei der professionelle Hilfe von einem Arzt oder Psychologen unbedingt nötig ist

Weitere Informationen


 

ANAD e.V.

Hilfe für Menschen mit Essstörungen durch kompetente Beratung und multidisziplinäre Therapie.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Informationen zum Thema Essstörungen für Betroffene, Eltern beziehungsweise Angehörige sowie Lehr- und Mittlerkräfte.