Im Gegensatz zu Magersüchtigen sind bulimische Menschen äußerlich unauffällig und schlank. Die Erkrankung wird daher in der Regel erst sehr spät erkannt. Menschen mit Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht genannt, leiden meist unter zwei Extremzuständen. Entweder sie halten strikte Diät und essen fast gar nichts oder sie haben Heißhungerattacken, in denen sie sich mit Essen vollstopfen.
Die Heißhungerattacken treten bei bulimischen Menschen mindestens zweimal in der Woche, bei schwerer Bulimie aber auch mehrmals am Tag auf. Die Attacken können zwischen 15 Minuten und 4 Stunden andauern. Während dieser Fressattacken verlieren die Betroffenen die Kontrolle und essen, bis nichts mehr übrig bleibt.
Nach den Fressattacken werden Bulimiker von schweren Schuldgefühlen und einem schlechten Gewissen geplagt. Sie schämen sich vor sich selbst für ihren Kontrollverlust. Da Essen für Essgestörte die Funktion hat Probleme, Ängste und Selbsthass zu kompensieren, führt das schlechte Gewissen nach einer Fressattacke schnell zu einem erneuten Fressanfall. Die Betroffenen geraten so in einen Teufelskreis, aus dem ein Ausstieg meist nur mit fremder Hilfe gelingt.
Wer erkrankt und woran erkennt man das?
Im Gegensatz zur Magersucht sind von der Bulimie mehr Frauen als junge Mädchen betroffen. Das häufigste Erkrankungsalter für Bulimie liegt zwischen 20 Jahren und 30 Jahren. Der Anteil der Männer, die an Bulimie leiden, ist sehr gering.
Bulimiekranke sind in ihrem Verhalten und auch in ihrem Aussehen sehr unauffällig bzw. normal. Sie haben kein auffälliges Untergewicht. Sie sind normal schlank und fallen höchstens durch Gewichtsschwankungen, die durch die Fressattacken ausgelöst werden, auf. Der äußere Schein von Bulimikern ist perfekt und sie schaffen es sehr gut, die Essstörung zu verheimlichen.
Kennzeichnend für Bulimiker ist die übertriebene Beschäftigung mit der eigenen Figur und ein übertriebener Perfektionismus in allen Lebensbereichen. Eine soziale Isolierung kann auch bei Bulimikern auftreten, wenn die Fressattacken immer öfter stattfinden und der Betroffene sie nicht mehr verheimlichen kann. Durch den großen Konsum an Nahrungsmitteln und Medikamenten haben viele Bulimiekranke auch finanzielle Schwierigkeiten.
Gesundheitliche Folgen
Bulimie ist eine Erkrankung, bei der eine Reihe von gesundheitlichen Folgeschäden auftreten können.
Durch das ständige Erbrechen kommt es zur Schwellung der Speicheldrüsen, zu Rissen in der Speiseröhrenwand und zu Magenproblemen. Der ständige Kontakt mit der Magensäure schadet den Zähnen. Bulimiekranke leiden unter Mangelerscheinungen, da ihrem Körper auf Dauer eine Reihe von wichtigen Vitaminen fehlt. Auch Herzrhythmusstörungen und Kreislaufprobleme können auftreten
Ja, auch die Seele leidet unter der ständigen körperlichen Belastung. Bulimiker sind von einem starken Selbsthass geprägt, da sie sich selbst nicht unter Kontrolle haben. Bulimie kann zu Depressionen und sogar Selbstmordgedanken führen.
Achtung: Durch den häufigen Kontakt mit Medikamenten (Abführmittel, Appetitzügler) kann auch eine Medikamentenabhängigkeit entstehen.
Hilfe
Von Familie, Freunden und Bekannten wird die Bulimie in der Regel in einem sehr späten Stadium erkannt. Umso wichtiger ist die sofortige Hilfe, um die gesundheitlichen Folgeschäden so gering wie möglich zu halten. Bulimiekranke sind sich ihrer Erkrankung in der Regel bewusst, haben jedoch große Angst davor, sich anderen Menschen anzuvertrauen und sich auf Hilfe einzulassen. Wenn die Betroffenen eine Therapie verweigern, müssen Familie und Freunde sich zumindest an eine Beratungsstelle für Angehörige wenden. Die Erkrankung sollte aber in keinem Fall hingenommen, sondern immer wieder angesprochen werden. Bulimie ist eine psychosomatische Erkrankung, bei der professionelle Hilfe von einem Arzt oder Psychologen unbedingt nötig ist
Weitere Informationen
ANAD e.V.
Hilfe für Menschen mit Essstörungen durch kompetente Beratung und multidisziplinäre Therapie.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Informationen zum Thema Essstörungen für Betroffene, Eltern beziehungsweise Angehörige sowie Lehr- und Mittlerkräfte.